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Und wieder geht’s nach Costa Rica

Es ist soweit. Ich sitze im Zug zum Frankfurter Flughafen, um noch heute kurz vor Mitternacht Richtung Costa Rica zu fliegen. Das Reisen im ICE ist sehr angenehm. Es sind kaum Fahrgäste im Wagen. Ich sitze an einem Tisch im Großraumwagen mit Blick in Fahrtrichtung. Diesen Sitzplatz habe ich mir bereits beim Ticketkauf reservieren lassen. Die Strecke nach Mannheim ist für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt. Die Landschaft draußen zieht dementsprechend schnell vorbei.

Das Einchecken am Schalter in Frankfurt geht zügig. Ich muss meine Buchungsbestätigung vorlegen, um nachzuweisen, dass ich auch einen Rückflug gebucht habe. Dies gehört zu den Einreisebestimmungen.

Im Flugzeug sitze ich am Fenster. Neben mir sitzt ein Rentner aus Hamburg, der Costa Rica auf eigene Faust erkunden will. Ganz ohne Spanischkenntnisse und geringen Englischkenntnissen will er die interessantesten Plätze von Costa Rica besuchen. Er erzählt mir von der total abgelegenen Rara Avis Lodge, die nur nach dreistündiger Traktorfahrt von Las Horquetas aus zu erreichen ist. Außerdem erfahre ich, was die Plástico Lodge früher einmal war: ein Strafgefangenenlager. Die Sträflinge hatten dort nicht einmal Unterkünfte. Sie mussten direkt auf dem Boden schlafen und hatten lediglich einen Plastiksack, um sich vor dem Regen zu schützen. Plástico Lodge war also ein ironischer Name für einen Ort, an den niemand freiwillig hinging.

Die Zwischenlandung in Santo Domingo wird von einem Gewitter begleitet, das Gott sei Dank weit genug weg ist und somit keine Gefahr für eine sichere Landung darstellt. Aber es ist sehr beeindruckend wie die Blitze aus dem Nachthimmel auf das darunterliegende Land heruntersausen. Nach fast zwei Stunden Aufenthalt im Flughafen dämmert es bereits, als die Maschine Richtung Costa Rica abhebt.

Straßenzug in San José

Der Anflug auf Costa Rica ist sehr eindrucksvoll. Man sieht die Karibikküste mit dem weißen Brandungsstreifen, die bewaldeten Bergrücken mit den vielen Dörfern. Dann wird die Gegend wieder flacher und bald befinden wir uns über der Pazifikküste. So ein winziges Land! Ich sehe zwei braune Flüsschen, die in den Pazifik münden. Die Betonbrücke am Unterlauf: das muss die Brücke über den Río Tárcoles sein, unter der immer Krokodile liegen, die man natürlich jetzt aus dieser Höhe nicht erkennen kann. Ich sehe die neue Autobahn, die nach Caldera führt und die schon wenige Monate nach Eröffnung gesperrt werden musste, da (wie auf der Straße durch den Braulio Carrillo) immer wieder Erdrutsche die Straße unpassierbar machten. Jetzt sieht man schon die Außenbezirke der Stadt, flache Hütten mit Wellblechdächern. Das sind jedoch keine Slums. Es ist hier eine gängige Bauweise. Erst wenn auch die Wände aus Wellblech sind, keine Straßen durch das Viertel führen und das Ganze zudem noch illegal auf einem für Investoren uninteressanten Stück Land errichtet wurde, dann spricht man von einem precario.

Die Passkontrolle in dem neu errichteten Teil des Flughafens ist bei Weitem nicht mehr so chaotisch, wie ich es bisher gewohnt war. Ich nehme ein Taxi zum Busbahnhof Caribe. Dort muss ich allerdings noch über drei Stunden warten, bis ein Bus nach Sarapiquí fährt. Zur Zeit ist die Strecke vormittags gesperrt, damit die Ingenieure Vermessungsarbeiten durchführen können, um künftige Erdrutsche besser vorhersagen zu können. Endlich bin ich im Bus. Obwohl ich mich sehr zeitig in der Warteschlange angestellt habe, bekomme ich keinen Sitzplatz mehr. Aber wahrscheinlich haben viele nicht einmal mehr ein Ticket bekommen. Zumindest nicht für diesen Bus, die erste Fahrt dieses Tages.

Es ist sehr viel Verkehr. Dann stoppt es ganz. Wir sind noch nicht mal an der Mautstation, sondern immer noch in der Ebene, in der Nähe des Restaurants Las Orquídeas. Dann hört man Schreie im vorderen Teil des Buses. Ein Fahrgast schreit seinen Sitznachbarn an. Ich höre Schimpfworte. Dann schlägt er auf den anderen ein. Immer wieder. Ein Raunen geht durch den Bus. Die Leute stehen auf. Ein muskulöser junger Mann aus der hintersten Reihe geht nach vorn, trennt die beiden und geht mit ihnen nach außen. Als die Fahrt nach einer halben Stunde weiter geht, sitzt der Schläger auf dem Boden neben dem Fahrer während der Geschlagene seinen Sitzplatz einnimmt. Die Leute um mich herum erklären mir, dass so etwas unüblich für Costa Rica ist. Sie wollen nicht, dass Fremde einen schlechten Eindruck von ihrem Land bekommen. So komme ich in ein Gespräch, das die Fahrt kurzweiliger macht. Nach einer halben Stunde wieder Stau. Irgendwann fährt ein Krankenwagen vorbei. Dann noch einer. Ein Unfall also. Das war doch alles schon mal da. Nach einer weiteren halben Stunde fahren wir am Unfallfahrzeug vorbei. Ein großer Sattelzug liegt auf der Seite. Die Windschutzscheibe ist kaputt. Nach kurzem Aufenthalt an der Raststätte am Straßendreieck, wo die Straße Nr. 4 nach Ciudad Quesada (und natürlich nach Sarapiquí) abgeht, erreiche ich Puerto Viejo.