Archiv für den Monat: Juni 2014

Letzter Unterrichtstag

Heute ist mein letzter Unterrichtstag im Colegio Delibes. Der Curso Conversacional wird heute von Elena durchgeführt. Wir sind noch zu viert. Alexia ist bereits heute abgereist. Und für Jana ist es ebenfalls der letzte Tag am Colegio.

Wir üben heute Sätze mit dem condicional. Dazu machen wir ein Spiel. Ein Schüler verlässt den Raum. Die anderen überlegen sich eine Problemsituation, in der sich der Mitschüler befindet.  Er wird dann herein gerufen und muss erraten, welches Problem er hat. Dazu helfen ihm die anderen mit Sätzen wie: Yo en tu lugar haría …, yo diría…, yo pediría perdón…

Die Stunde geht so schnell vorbei. Elena macht noch ein Bild von uns. Dann verabschieden wir uns gegenseitig.

v.l.n.r.: Jana, Rolf, Sonia, Michael

v.l.n.r.: Jana, Rolf, Sonia, Michael

Unterricht bei Cynthia

Heute ist der letzte Unterrichtstag bei Cynthia, denn am Freitag wird jemand anderes den Grammatikunterricht halten. Wir lernen die Umschreibungen mit tener que + infinitivo, deber + infinitivo, haber que + infinitivo und haber de + infinitivo. Dabei ist zu unterscheiden, in welchem Fall eine Vermutung, eine Wahrscheinlichkeit oder eine Verpflichtung vorliegt. Dann beginnen wir noch die Lerneinheit oraciones de relativo.

Zur Auflockerung des Unterrichts gibt’s mal wieder einige Ausdrücke und Sprüche, die in keinem Lehrbuch stehen. Auch ein Witz ist wieder mal dabei, unterstes Niveau. Mariana, wohlerzogen aus gutem Hause, la reina de la clase, versteht den Witz nicht. Wer kann weiterhelfen? Cynthia bittet mich, Mariana den Witz zu erklären. Leider reichen meine Spanischkenntnisse dazu nicht aus. Zumindest sage ich das. Als danach noch Mariana einen neuen Ausdruck in español coloquial nicht versteht, malt Cynthia das Körperteil an die Tafel. Jetzt ist es auch Mariana klar.

Einen so fröhlichen und gelösten Unterricht wie bei Cynthia habe ich nie erlebt. Dabei habe ich dennoch viel gelernt: oraciones independientes mit Gebrauch der Wörter así, igual, sobre, hacia. Dann die oraciones sustantivas. Das war wirklich ein schwerer Brocken. Aber ich glaube, ich habe es jetzt begriffen. Hier geht es um die Verwendung von Verben, die ein Verstehen, ein Wahrnehmen, eine Mitteilung, ein Gefühl, einen Wunsch, einen Befehl oder ein Verbot ausdrücken. Es gibt Satzkonstruktionen mit que oder ohne que. Dabei gibt es unzählige Konstellationen, bei denen man genau wissen muss, wann der indicativo und wann der subjuntivo zu verwenden ist. Dazu kommt noch der Gebrauch der Verben ser, estar, parecer mit que. Hier wird der subjuntivo verwendet. Ausnahme: bei es verdad, está claro, es evidente folgt der indicativo, es sei denn die Aussage ist verneint. Dann wiederum folgt der subjuntivo.

Die zwei Wochen gingen leider viel zu schnell vorbei. Die meisten meiner Klassenkameraden dürfen noch länger bleiben. Aber im nächsten Jahr sehen wir uns vielleicht wieder. Mal sehen, wen ich dann noch alles kenne.

v.l.n.r.: Bander, Marcos, Ahmed, Rolf, Cynthia, Hakim, Mariana

v.l.n.r.: Bander, Marcos, Ahmed, Rolf, Cynthia, Hakim, Mariana

Stadtführung mit Paqui

Eine Woche Unterricht habe ich schon hinter mir. Die Zeit vergeht hier schneller als einem lieb ist. Ich habe mich für die Stadtführung angemeldet, die um 11 Uhr beginnt. Die gebildete und immer gut gelaunte Paqui führt uns zu den Gebäuden, die eine Geschichte haben. Wir sind zu dritt. Mit dabei ist noch Lidiane aus Salvador de Bahia. Sie ist erst gestern angekommen und wird ein halbes Jahr an der Schule bleiben. Wir gehen die Calle Zamora bis zur Plaza de los Bandos. Dieser Platz heißt so, da er früher die Grenze zwischen den beiden verfeindeten Teilen der Stadt bildete, die jeweils von einer anderen einflussreichen Familie beherrscht wurden.

Straßencafés an der Plaza Mayor in Salamanca

Straßencafés an der Plaza Mayor in Salamanca

Weiter geht es zur Plaza Mayor. Der Platz wurde von Alberto de Churriguera im Barockstil gestaltet und zum größten Teil auch erbaut. Vollendet wurde der Platz von Andrés García de Quiñones. Dieser hat auch das Rathaus errichtet, das ebenfalls einen Teil der Umbauung des Platzes darstellt.

Wir gehen weiter zum Palacio de Monterrey. Alonso de Zúñiga y Acevedo Fonseca, der dritte Conde de Monterrey, ließ dieses Gebäude errichten. Es besitzt zwei Türme, die an den damaligen italienischen Baustil erinnern. Heute gehört der Palast der Herzogin von Alba, die ebenfalls den Titel der XVI Condesa de Monterrey trägt.

Calle Compañía in Salamanca

Calle Compañía in Salamanca

Wir gehen weiter auf der Calle de la Compañía. An der Casa de la Concha bleiben wir stehen. Die Fassaden dieses Hauses sind, wie der Name es sagt, mit Muscheln aus Sandstein geschmückt. Der Eingang zum Patio ist nicht, wie es damals üblich war, geradlinig sondern führt zuerst nach rechts und dann wieder nach links, um neugierigen Passanten den Blick auf den Patio zu verwehren und eine gewisse Intimität zu wahren. Auch hier sehen wir verschiedene Baustile, Renaissance und Gotik. Vom ersten Stock aus hat man nicht nur einen schönen Blick in den Patio, sondern vor allem auf den oberen Teil der Fassade und auf die beiden Türme der Iglesia del Espíritu Santo La Clerecía.

Die Türme der Iglesia del Espíritu Santo La Clerecía

Die Türme der Iglesia del Espíritu Santo La Clerecía

Wir gehen in Richtung Universität. Bereits hier in der Calle de los Libreros sehen wir viele sogenannte Vítores an den Hauswänden (span. vitorear = zujubeln). Vor dem Standbild des Fray Luis de León bleiben wir stehen, schauen uns den schönen Platz an und gehen am Ende des Platzes durch einen kleinen Durchgang zu den Escuelas Menores.

Wir kommen zurück auf den Platz und schauen auf das prächtige Portal der Escuelas Mayores. Das Portal ist in Paradebeispiel des plateresken Stils, der Elemente aus Renaissance, Gotik und Mudéjar beinhaltet. Wie jedem Touristen zeigt uns Paqui unter den vielen Figuren der Fassade auch den Frosch, der eine tiefsinnige, warnende Bedeutung hat. Damit sollten die Studenten vor den Gefahren gewarnt werden, wenn sie sich in das damals angrenzende Vergnügungsviertel begaben. Denn zu dieser Zeit hatten die Krankheiten, die man sich bei den „Damen“ einfing, meist einen tödlich endenden Verlauf.

Werfen wir noch einen Blick auf die Portale der neuen Kathedrale. Nicht nur die drei großen Portale am Haupteingang sind beachtenswert, auch das neu renovierte Portal eines Seiteneingangs ist interessant.

Der Astronaut von Salamanca

Der Astronaut von Salamanca

Hat sich doch unter die Figuren tatsächlich ein Astronaut verirrt. Den Steinbildhauer, der mit den Arbeiten betraut war, hätte man dafür beinahe gelyncht. Doch heute ist der Astronaut eine Touristenattraktion und ein Beispiel dafür, dass neben den großen Dingen auch kleine Details interessant sein können.

 

 

 

Literarischer Spaziergang durch Salamanca

Salamanca - Calle de Zamora

Salamanca – Calle de Zamora

Heute Abend führt uns Marga vom Colegio durch Salamanca und zeigt uns die Orte, die eine literarische Bedeutung haben. Wir sind zu fünft: Marga, Jacques aus Belgien und noch zwei Franzosen, deren Namen ich mir nicht merken konnte. Wir starten vor dem Colegio, gehen die Avenida Italia bis zum Kreisverkehr Puerta die Zamora, überqueren die Straße, gehen vorbei an der runden Iglesia di San Marcos die Calle Zamora hinunter in Richtung Plaza Mayor. An der Plaza de los Bandos bleiben wir am Standbild von Carmen Martín Gaite stehen. Sie war Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Journalistin.

Wir besichtigen das Café Novelty  an der Plaza Mayor. Miguel de Unamuno (Philosoph, Schriftsteller und Rektor der Universität), Ortega y Gasset (Philosoph und Literaturnobelpreisträger), Torrente Ballester und weitere bekannte Schriftsteller und Gelehrte verkehrten hier. Gonzalo Torrente Ballester sieht man heute noch als Bronzefigur im Café sitzen.

Vor dem alten Universitätsgebäude steht eine Statue von Fray Luis de León, einer der großen Lyriker Spaniens. Er war ein Augustinermönch und lehrte an der Universität. Als seine jüdische Herkunft bekannt wurde kam er vor ein Inquisitionsgericht und saß fünf Jahre lang im Kerker. Nach seiner Freilassung setzte er seine fünf Jahre zuvor begonnene Vorlesung sinngemäß mit den Worten fort: „Machen wir an der Stelle weiter wo wir gestern aufgehört hatten.“

 

Huerto de Calixto y Melibea

Huerto de Calixto y Melibea

Wir gehen weiter durch die enge Gasse Calle Calderón de La Barca vor zur Kathedrale, dann links in die Calle Patio Chico, vorbei an der Jugendstilvilla Casa Lis, bis wir durch einen Torbogen einen schönen Garten erreichen. Dieser Garten ist der Schauplatz der Tragikomödie La Celestina von Fernando de Rojas. Hier trafen sich die Geliebten Calisto und Melibea. Wir gehen vor bis zur Stadtmauer. Von hier aus haben wir einen Blick auf den Paseo Rector Esperabé und das Hotel Rector, in welchem schon der König logierte.

Salamanca - Blick von der Stadtmauer auf den Paseo Rector Esperabé

Salamanca – Blick von der Stadtmauer auf den Paseo Rector Esperabé

Wir gehen wieder zurück und nehmen den Weg zur römischen Brücke. Vor der Brücke steht das Denkmal des Lazarillo. Lazarillo ist eine Romanfigur im wohl ersten Schelmenroman der Literaturgeschichte. In diesem Roman, dessen Autor bis heute nicht bekannt ist, wird beschrieben wie der mittellose Blindenführer Lazarillo lernt, wie man sich durch das Leben schlägt und wie man auf der Straße überleben kann. Denn dort gelten andere Regeln als im bürgerlichen Leben.

Wir schauen noch über die alte Brücke und sehen auf der anderen Seite den relativ neuen Parador. Ein wirklich hässliches Bauwerk, das in der alten Stadt voller Baudenkmäler keinen Platz hätte. Hier verabschieden wir uns gegenseitig und jeder geht seinen Weg nach Hause.

Salamanca - römische Brücke und Kathedrale

Salamanca – römische Brücke und Kathedrale

 

Konferenz Antonio Gaudí

Heute zeigt uns Paqui 100 (!) Bilder von Werken des wohl berühmtesten katalanischen Architekten Antonio Gaudí.

Eigentlich wollte ich mich zu dieser Konferenz nicht anmelden, da ich schon viel von Gaudí gehört, gesehen und gelesen habe. Das wäre ein großer Fehler gewesen, denn diese Konferenz war wohl die interessanteste und kurzweiligste, die uns Paqui je dargebracht hat.

Von Gaudí kennt wohl jeder die Sagrada Familia, vielleicht auch noch das eine oder andere Bauwerk in Barcelona und den Park Güell. Aber das ist noch lange nicht alles, was dieser begnadete Architekt geschaffen hat. Den Bischofspalast in Astorga hat er in der Form eines Märchenschlosses gestaltet. In León hat er die Casa de los Botines, ein Bankgebäude, erstellt. Und er war bereits zu Lebzeiten so berühmt und gefragt, dass sich ein wohlhabender Bürger von ihm eine Villa bauen ließ, nicht um sie zu bewohnen, sondern um ein Kunstwerk dieses berühmten Architekten zu besitzen.

Auch in der Verwendung der Architekturstile war Gaudí sehr vielseitig. Er war darauf bedacht, dass jedes seiner Werke ein Unikat ist. Bei der Gestaltung der Casa Vicens in Barcelona hat er sich weitgehend vom Mudéjarstil beeinflussen lassen. Dazu hat er bisher in dieser Form nicht verwendete Baumaterialien kombiniert, so z.B. farbige Backsteine, Keramik und Holz.

Gaudí war ein von der Arbeit besessener Künstler. Leider ist er viel zu früh verstorben. Er wurde von einer Straßenbahn erfasst und starb an den Verletzungen. Beerdigt ist er in der Sagrada Familia.

Vielen Dank liebe Paqui, das war ein hochinteressanter Vortrag.

Ich bin wieder Schüler

Salamanca - Puerta de Zamora

Salamanca – Puerta de Zamora

Es ist der erste Tag meines Sprachaufenthalts hier in Salamanca. Noch spüre ich die Anstrengung der gestrigen Anreise in meinen Knochen. Es war einfach ein zu langer Tag. ¡Menuda paliza mi viaje! Aber jetzt bin ich im Colegio. Es ist halb neun und ich habe bereits gefrühstückt. Das Foyer ist brechend voll mit Schülern. An der Rezeption werde ich gleich freundlich begrüßt, besonders herzlich von denen die mich bereits kennen, das sind Alfredo und María. Miguel, der Direktor des Colegio, gibt einige Information zum Ablauf und an wen man sich wann wenden kann. An der großen Wand hängen die Bögen mit den Namen wer in welchem Kurs ist.

Ich bin eingeteilt in den Curso Conversacional 5 bei Prof. Carolina Sánchez Pardo von 13:00 bis 14:00 Uhr, in den Curso Gramática Práctica bei Cynthia Jiménez Rodríguez von 14:00 bis 16:00 Uhr und in den Curso Gramática Comunicativa bei Prof. Luis González Gracia von 16:00 bis 18:00 Uhr.

Außerem gibt es laufend Zusatzangebote kultureller oder geselliger Art, die ich auch wahrnehmen will soweit es mir möglich ist.

Bei Carol -wie wir sie nennen- sind wir mit mir fünf Schüler. Jana ist aus Deutschland. Sie will in Köln ihren Master in Spanisch machen und braucht noch Perfektion. Sonia ist aus Polen. Sie ist Mathematiklehrerin. Michael ist aus Irland und will Zahnarzt werden. Und dann haben wir noch Alexia aus der Schweiz.

Colegio Delibes - Innenhof

Colegio Delibes – Innenhof

Bei Cynthia sind wir -sofern einmal alle vollzählig da sind- zu neunt. Aber das kommt selten vor. Meist sitzen wir zu viert oder fünft im Klassenraum. Die ganz treuen Schüler sind Mariana aus China. Mariana heißt natürlich nicht Mariana mit ihrem richtigen Namen. Aber da die chinesischen Namen nicht nur schwer zu schreiben, sondern auch schwer zu sprechen sind, bekommt jeder chinesische Schüler einen spanischen Namen, der dann ungefähr ähnlich klingt. Marcos und Ariel sind ebenfalls aus China. Dann sind noch die Jungs aus Saudiarabien. Ahmed, der immer gut drauf ist und uns ständig bei guter Laune hält und zum Lachen bringt. Die anderen Saudis heißen Hakim und Bander.

Cynthia ist noch sehr jung, aber dennoch sehr selbstbewusst, manchmal richtig übermütig, frech, muy atrevida. Sie ist immer guter Laune. Man merkt, dass ihr das Unterrichten Spass macht. Bei Cynthia lernen wir -außer der Grammatik- das español coloquial, also die Umgangssprache und die ist manchmal so, dass wir es lieber nicht ins Deutsche übersetzen. Dazu gehören auch ihre Witze, chistes verdes, die sie uns mit einem breiten Grinsen und ohne rot zu werden erzählt. Aber fragt mich bitte jetzt nicht, ob ich Euch einen dieser Witze erzähle.