Archiv der Kategorie: die Hochzeit

Abschiedsfrühstück im Centro Manú

Als wir aufwachen, scheint die Sonne. Das Centro Manú erstrahlt in der Morgensonne. Einige gehen schwimmen. Um 9 Uhr gibt es einen Obstteller und Saft. Wir unterhalten uns mit Gerti und Julio, den beiden, die in der Kapelle musiziert haben. Gerti ist aus Vorarlberg, Julio aus El Salvador. Sie leben schon einige Zeit hier in Costa Rica, haben zwei Kinder, ein schmuckes Häuschen in Santa Ana, das etwas näher am Flughafen liegt als San José. Sie bieten uns eine Übernachtung für den Tag der Abreise an. Das ist sehr praktisch, da man für die morgendlichen Flüge sonst noch vor 4 Uhr das Hotel verlassen müsste. Wir kommen auch mit anderen Gästen ins Gespräch. Man lässt den gestrigen Tag Revue passieren. Um 10 Uhr gibt es noch ein warmes Essen. Aber viel Hunger hat niemand mehr. Bevor wir abreisen, kommt die Frage: müssen wir aufräumen? Die Luftballons entfernen, die Stühle und Tische an ihren Platz bringen? Wir können alles so lassen, wie es ist. Dann geht es zurück nach Puerto Viejos de Sarapiquí. Bei Sonnenschein sieht die Landschaft gleich ganz anders aus. Kurz bevor wir den Ort erreichen, muss ich aber doch den Scheibenwischer einschalten. Das Regenzentrum des Regenwaldes ist erreicht. Abends kocht Doña Elba für uns Spaghetti mit Hühnchen. Wir gehen in den Garten, legen eine große Holzplatte über zwei Metallgestelle und haben einen Tisch, an dem alle Platz finden. Wir sind alle sehr zufrieden.

Die Hochzeitsfeier

Im Speisesaal angekommen, wurden die Vorbereitungen für das „brindis“ getroffen. Der Wein musste noch entkorkt werden. Ich hole mein schweizer Taschenmesser, denn es war sonst kein brauchbarer Korkzieher da. Ich hebe mein Glas: „Auf das Brautpaar! Und dass sie glücklich sind!“ Damit ist das Fest eröffnet. Das Essen ist schon fertig. Wir holen die bereits angerichteten Teller an der Essensausgabe ab. Hühnchen, Reis, Bohnen, Maisfladen, schwarze Bohnen, Gemüse, Tomatensalat nach der hier üblichen Art aus fein gewürfelten Tomaten mit frischem Koriander und Zitronensaft. Dann wird getanzt. Das Brautpaar beginnt mit dem Hochzeitswalzer. Danach ist die Tanzfläche freigegeben. Jetzt hält ein Kleinbus vor dem Speisesaal. Es ist das Geschenk von Yaders Kollegen. Offensichtlich ein Einlage. Aber was? Bald wissen wir mehr. Nach 5 Minuten kommt eine sechsköpfige Mariachigruppe bereits musizierend auf die Tanzfläche. Alle sind begeistert. Zwei Trompeten, Akkordeon, Gitarren, Bassgitarre. Sie spielen bekannte mexikanische Weisen. „Con dinero, sin dinero, hago siempre lo que quiero y mi palabra es la ley“ (El Rey). Las Mañanitas und andere. Als sie nach einer halben Stunde gehen, rufen alle: Zugabe. Richtig, das bekannteste Lied hat noch gefehlt: Cielito Lindo. Viele singen mit. Der Brautstrauß! Das gibt ein großes Gejohle bei den noch unverheirateten Mädchen. Alle stehen hinter Patti, hüpfen und strecken die Hände in die Luft. Der Brautstrauß fliegt gegen einen Balken und fällt auf den Boden. Alle stürzen sich drauf. Das Mädchen im gelben Kleid (ich kenne nicht alle Hochzeitsgäste) hat ihn erbeutet. Großes Gelächter. Jetzt ist Zeit für die Hochzeitstorte. Ja, wir haben die Torte heil von der Konditorei bis hierher gebracht. Ein dreistöckige Torte und obendrauf die Brautpaarfiguren. Yader und Patti schneiden die Torte an. Yader macht es sichtlich Spass. Er schiebt Patti ein kleines Stück davon in den Mund und einen Sahneklecks auf die Nase. Jetzt wird der Rest der Torte verteilt. Es bleibt noch viel übrig. Es wird noch lange getanzt. Um halb eins ist aber endgültig Schluss. Ich bin ehrlich gesagt auch hundemüde. Es war ein anstrengender Tag. Aber wunderschön. Und ich glaube den anderen ging es genauso.

Die Trauung

Jetzt ist es gleich sechs. Schnell noch meinen Fotoapparat aufs Stativ geschraubt und in die Kapelle gestellt, wo schon einige Gäste Platz genommen haben. Edgarto aus Honduras wird für mich Teile der Trauung filmen. Patti hat ihr Brautkleid angezogen. Yader darf sie erst in der Kirche sehen. Ich höre eine Violine ein paar Takte spielen. Schön, das wird eine feierliche Trauung. Nein, ich solle noch ein bisschen warten, bis alle Gäste in der Kapelle sind. Gottseidank hat es aufgehört zu regnen, das erste Mal, seit wir aus San José heraus sind. Ich warte mit Patti in einem Seitenweg, bis ich das Zeichen bekomme. Alle warten, und ich führe Patti am Arm in die Kapelle. Alle Gäste schauen auf uns. Die Geige spielt den Hochzeitsmarsch, begleitet von einer Gitarre. Dazu hört man das Gezirpe der Grillen, das zunehmend lauter wird. Ich führe Patti an den Altar und gebe ihre Hand an Yader. Es ist ein feierlicher Augenblick. Pastor Justo begrüßt die Gäste. Es werden viele Lieder gesungen, Dankeslieder, ein Halleluja, und alle singen mit. Die Lieder hier sind viel fröhlicher als bei uns. Dann bekommt das Brautpaar eine Kerze, und Pastor Justo versucht sie anzuzünden. Aber hier im Regenwald ist so etwas schwierig. Die Hölzer sind nass und gehen gleich wieder aus.  Justo wird ein bisschen nervös, doch Gerti, die Violinistin nimmt die Sache in die Hand. Als endlich die Kerze brennt, lachen alle und klatschen Beifall. Das waren die ersten Schwierigkeiten, die das Brautpaar schon bestanden hat!

 

Der Pastor segnet das Brautpaar und erklärt sie zu Mann und Frau. Dann geben sich Yader und Patrizia einen Kuss und nehmen sich in den Arm. Alle stehen auf und klatschen. Das Brautpaar setzt sich. Die Angehörigen und die Trauzeugen stellen sich hinter das Brautpaar und legen ihre Hände auf deren Schulter. Wir erhalten einen Text, den wir ablesen. Wir lesen das Friedensgebet des Heiligen Franz von Assisi. „Herr, mache unsere Kinder zu einem Werkzeug Deines Friedens.“ Dann folgt das Abendmahl. Der Pastor bricht das Brot. Dazu wird im Wechselgesang gesungen.Es folgen weitere Lieder.  Der Pastor bricht für Yader und Patti je ein kleines Stückchen Brot ab, taucht es in den Wein und gibt es ihnen. Dann gehen die Trauzeugen vor den Altar und übernehmen diese Aufgabe. Sie halten Brot und Wein und jeder bricht ein Stückchen vom Brot, taucht es in den Wein und geht an seinen Platz. „Friede sei mit Dir“, sagt der Pastor. Jeder nimmt seinen Nachbarn in den Arm und sagt „Friede sei mit Dir“. Nur seinen Nachbarn? Alle stehen auf, laufen durch die Kapelle, nehmen einander in den Arm und sagen: „Friede sei mit Dir“. Man schaut, dass man wirklich niemanden vergessen hat. Jetzt sind die Hochzeitsgäste an der Reihe etwas zu sagen. Brenda, eine der Trauzeugen, spricht viele Glückwünsche aus. Ich kann nicht alles genau verstehen, aber sie spricht voller Freude. Ich sage, dass wir dieses wunderschöne Fest an diesem herrlichen Ort feiern können, dass wir sehr zufrieden und auch stolz sind, dass Patrizia und Yader dabei sind, eine Familie zu gründen, richte Grüße aus Deutschland aus, von meinem Bruder und seiner Familie und von meinen Eltern, die leider nicht mitkommen konnten. Die Trauung ist aus. Alle stehen auf. Man stellt sich gegenseitig vor und unterhält sich. Draußen hat es wieder angefangen zu regnen. Es werden große Schirme verteilt und wir gehen zum Speisesaal, in dem dann weitergefeiert wird.