Archiv für den Monat: März 2010

Durch das trockene Guanacaste zurück in den Regenwald

Musmanni in LiberiaNachdem uns unser Hotel kein Frühstück bieten konnte, gingen wir ins Stadtzentrum und dort ins Musmanni. Musmanni ist eine Kette von panaderías und reposterías (Bäckereien und Konditoreien). Es ist natürlich nicht das, was wir in Deutschland unter so etwas erwarten, aber hier bekommt man zumindest einen Kaffee und Gebäck. Wir gehen zurück ins Hotel, nehmen unser Gepäck auf und lassen uns mit dem Taxi zum Busterminal Pulmitan bringen. Hier fahren zu jeder vollen Stunde Busse die 235 km nach San José. Aber ausgerechnet der 9 Uhr Bus fuhr nicht dort ab, sondern vorne an der Kreuzung der Carretera 1 (Panamericana). Ich hab’s nicht gleich geblickt und so warten wir noch eine Stunde, zumindest nicht in der Sonne, sondern in der geschützten Halle. Und mit einem cafe con leche. Dann geht es auf die Carretera. Die trockene Landschaft und die verdorrten Viehweiden lassen nicht vermuten, dass sich nicht allzu weit von hier in Richtung Pazifik eine große dicht bewaldete Halbinsel (Halbinsel von Nicoya) befindet. Wir bleiben aber auf der Carretera 1 in der Trockenzone. Die Fahrt scheint ewig zu gehen. Auch hier wieder Straßenkontrollen durch die Fuerza Pública. Ein Fahrgast muss aussteigen, wahrscheinlich hatte er kein gültiges Visum im Reisepass. Das kommt hier oft vor. Viele kommen aus Nicaragua über die grüne Grenze und versuchen dann, sich in Costa Rica mit illegalen Billigjobs Raststätte an der Carretera 1 durchzuschlagen. Wir fahren weiter. Wir sehen breite betonierte Kanäle, mit denen das trockene Land bewässert wird. Es ist kaum zu glauben, dass in diesem trockenen Gebiet auf diese Weise sogar Reis angebaut wird. Wir sehen viele Reisfelder und auch eine Reismühle. Irgendwann geht die Straße dann bergauf. Wir sehen Kaffeeplantagen. Die Vegetation wird dichter. Kurz bevor wir das Hochtal erreichen, hält der Bus an einer Raststätte. Wir essen eine Kleinigkeit, Reis, Rührei, Salat, während auf der Straße die großen Sattelzüge in hoher Geschwindigkeit bergab rasen. In San José kommen wir wieder irgendwo im Barrio México an. Wir nehmen ein Taxi und lassen uns am Parque Central absetzen, wo wir Patrizia und Yader treffen. Wir haben noch etwas Zeit, um im nahegelegenen Mercado de Artesanía noch ein paar Mitbringsel zu kaufen. Der Mercado ist in einem alten renovierungsbedürftigen Gebäude aus der Jugendstilzeit untergebracht. Schade, dass hier nichts renoviert wird. San José ist nicht gerade eine schmucke Stadt und hat leider sehr wenig alte Bausubstanz.

Edificio de Correos y Telégrafos

Aber mit ein bisschen Aufwand könnte man etwas daraus machen. Dafür strahlt wenigstens das Postamt (Edificio de Correos y Telégrafos) mit frischen Farben und frischem Putz. Wir gehen mit unserem schweren Gepäck die 500 m zum Busterminal, an dem die Busse nach Sarapiquí abfahren. Ich kaufe 4 Tickets. Wir haben noch fast eine Stunde Zeit um dort in aller Ruhe zusammen etwas zu essen und uns gegenseitig zu erzählen, was jeder erlebt hat.

Im Bus sitze ich neben einer Frau, die wie sich herausstellt, von Beruf Köchin ist. So haben wir schnell ein Gesprächsthema gefunden. Sie erzählt von ihrer deutschen Freundin Margot, die so lecker kocht. Wir sprechen über die costaricanische und mexikanische Küche. Als ich erzähle, dass meine Tochter in Puerto Viejo de Sarapiquí wohnt, kann sie es kaum fassen. Irgendwann, mitten im Braulio Carrillo Naturpark, gibt es einen Stau (ich habe in meinem Beitrag „Braulio Carrillo – wir sind durch“ darüber berichtet). Noch eineinhalb Stunden sollte dieser unfreiwillige Stop dauern. Die feuchtheiße Luft im Bus ist unerträglich. Obwohl es längst dunkel ist, ist es immer noch so heiß. Zumindest ist der Aufenthalt kurzweilig. Als ich dann noch sage, dass ich nicht will, dass meine Tochter und meine Enkel zusammen mit den Kaimanen im Fluss baden, muss sie lachen. Die Kinder hier würden mit den Kaimanen spielen. Manche würden sogar auf ihnen reiten wie auf einem Pferd. Aber dabei muss sie selber lachen. So einfach lasse ich mich nicht an der Nase herumführen.

Braulio Carrillo – wir sind durch , aber wie

Die Durchfahrt durch den Braulio Carrillo Nationalpark ist jedesmal erneut ein Abenteuer. Wir sind gerade durch. Mit dem Linienbus. Und eineinhalb Stunden mitten drin im Stau gestanden. Eine Luft wie in der Sauna, trotz offener Fenster. Aber die anderen Fahrgäste fanden das alles normal. Man hat hier viel mehr Geduld als bei uns. Die Ursache des Staus? Ein Unfall mit zwei LKW. Kein Wunder. Die fahren hier wie die Schweine.

Braulio Carrillo gesperrt

Die berühmt-berüchtigte Carretera 32, die Straße durch den Braulio Carrillo Nationalpark, ist mal wieder gesperrt. Das ist nichts außergewöhnliches. Die ständigen Regenfälle machen den Boden so weich, dass es häufig zu Erdrutschen kommt. Das Beseitigen der Erdmassen dauert meist einen Tag, wobei auch nachts mit Flutlicht gearbeitet wird. In Ausnahmefällen war die Strecke auch schon mal eine Woche gesperrt. Da wir diese Strecke vor unserem Abflug noch zweimal passieren müssen, hoffen wir, dass wir unseren Flug nicht verpassen.

Mit dem Taxi zurück nach Costa Rica

Wir nehmen unser Frühstück auf der Terrasse direkt am See ein. Um 9:15 Uhr geht unser Bus. Es ist wohl ein kurzer Aufenthalt hier gewesen, vor allem, wenn man bedenkt wie kompliziert hier die An- und Abreise ist. Unser Bus ist wieder ein Hyundai Kleinbus, ähnlich wie unser gestriges Taxi. Aber diesmal fahren noch andere Fahrgäste mit. Hinter uns sitzen vier junge Leute aus Deutschland. Gegenüber von uns sitzt ein älteres kanadisches Ehepaar aus Toronto, mit denen wir uns sehr gut unterhalten. Als wir am Hafen sind, erreichen wir sogar noch eine Fähre früher als geplant. „Aprisa, aprisa“, rufen die Leute vom Schiff. Und kaum sind wir an Bord, legt die Fähre ab. Auf der anderen Seite warten wieder die Taxifahrer auf Kundschaft. Für US$ 15 will uns ein Taxifahrer bis zur Grenze bringen. Dann wären wir noch vor den Bussen dort und müssten nicht so lange auf unsere Abfertigung warten. Wir nehmen das Angebot an und werden die nächste dreiviertel Stunde von seinem pausenlosen Redeschwall gefangen. Bereits 3 km vor der Grenze stehen die LKW und warten. Sie müssen hier wohl mindesten einen ganzen Tag warten, vielleicht sogar noch länger. Wir fahren auf der Gegenspur vorbei und müssen nur ein paar Mal ausweichen. An der Grenze steigen wir aus und schleppen unser schweres Gepäck in der Mittagshitze an den schäbigen Imbissbuden vorbei. Hier stehen total verrostete Grillgestelle herum, auf denen unangenehm riechende Fleischstücke vor sich hinrauchen. An einer der Holzbuden bezahlen wir unsere US$ 2 pro Kopf Ausreisegebühr und passieren eine Tür aus Maschendraht. Es geht durch ein schmutziges Gebäude, dann müssen wir die Zollerklärung unterschreiben. Die Abfertigung in Nicaragua geht problemlos. Wir gehen weiter. Es sind noch 300 Meter staubiger Weg bis zum Abfertigungsgebäude in Costa Rica, vorbei an Grenzhäuschen, Viehgatter und der Desinfektionsanlage. Wir rennen, um nicht unnötig viel von dem Gift einzuatmen, mit dem die Fahrzeuge eingesprüht werden. Vor der Zollstation in Costa Rica stehen schon 100 Leute in der heißen Sonne Schlange. „Die 20 Minuten Schlange stehen halten wir auch noch durch“, denke ich im Stillen. Tatsächlich werden wir aber erst nach fast drei Stunden abgefertigt. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie das ist, wenn bis zu 10.000 Erntearbeiter pro Tag die Grenze passieren. Endlich haben wir unseren Stempel im Pass. Jetzt noch nach einem Bus Ausschau halten, der uns nach dem 75 km entfernten Liberia bringt. Ein Taxifahrer will uns für 20 US$ dorthin bringen. Mit uns sitzt noch eine Familie mit Kleinkind mit im Taxi, sonst hätte er die Fahrt nicht zu diesem Preis anbieten können. Dreimal werden wir auf dieser Fahrt durch Streckenposten der Fuerza Pública kontrolliert und jedes Mal müssen wir unsere Pässe zeigen. Bei Einbruch der Dämmerung erreichen wir Liberia. Wir lassen uns vor dem Hotel La Siesta absetzen. Das Hotel liegt nicht weit entfernt vom Stadtzentrum. Wir erhalten ein Zimmer im ersten Stock. Ich reklamiere, dass die Klimaanlage nicht funktioniert, was jedoch sofort behoben wird.
Nachdem es hier selbst nachts nicht abkühlt, kann man ohne Klimaanlage oder einen starken Ventilator kaum schlafen. Wir spazieren noch ins Stadtzentrum. Auf der Plaza vor der Kirche ist eine Bühne aufgebaut und es ertönt Musik. Irgendetwas soll hier noch geboten werden. Wir warten, bis eine Volkstanzgruppe erscheint. Die Männer tragen Baumwollanzüge aus ganz einfachem dünnen Stoff. Die Frauen -ebenfalls in weiß gekleidet- tragen weite Röcke. Eine Musikgruppe betritt die Bühne. Man hält eine Begrüßungsansprache. Die Tänze scheinen sehr ursprünglich zu sein. Es wird barfuß getanzt. Wir schauen uns drei Tänze an. Dann gehen wir zurück zum Hotel. Wir sind müde.