Archiv der Kategorie: Madrid 2014

Salamanca – Kulturerbe der Menschheit

Wir sind heute so spät beim Frühstück wie noch nie. Danach gehen wir die Stadt anschauen. Zuerst nehmen wir einen kleinen Abstecher zum Hotel, in dem ich im Juni wohnen werde, falls es mir zusagt. Auch hier wieder ist die Begrüßung überaus freundlich. Ich schaue mir ein Zimmer an. Alles sauber. Ich freue mich auf meinen nächsten Aufenthalt in Salamanca.

Kreuzgang im Kloster San Esteban in SalamancaWir gehen zum Kloster San Esteban, vorbei an wuchtigen Amtsgebäuden und teilweise unter den Arkaden, da es leicht regnet. Das Kloster San Esteban ist genauso prächtig wie alle Kirchen und Kathedralen (jawohl, es gibt hier sogar zwei Kathedralen) hier. Im Innern finden wir einen hellen Innenhof mit Kreuzgang. Auf den Dächern sieht man die Störche nisten und hört deren Geklapper. Für mich noch interessanter als die Kirche sind die Ausstellungsstücke im ersten Stock des Kreuzgangs. Es sind Gebrauchsgegenstände der Indios, Briefe, alte Landkarten, auch ein Wörterbuch Spanisch-Mangangué. Der Dominikanerorden, zu dem auch das Kloster San Esteban gehört, hat viel für die Indios in Südamerika getan, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg.

Wir gehen weiter, vorbei an der Cueva de Salamanca und werfen einen Blick in das Gebäude der Philologen, das zur Universität gehört. Im Innern finden wir einen neoklassizistischen Innenhof und einen groß angelegten Treppenaufgang. Die Wände des Innenhofs sind mit Victorsymbolen überzogen. Dies ist die Fortführung eines alten Brauchs. Früher hatte man für einen Studenten, der gerade den Doktorgrad erworben hat, mit Stierblut ein Buchstabensymbol, das aus den Buchstaben des Wortes Victor bestand, an die Wand gemalt. Heute nimmt man dazu eine dunkelrote Farbe. Diese hält auch länger.

Ich schließe diesen Artikel mit einem Zitat von Miguel de Cervantes, das ich heute gelesen habe, stierblutfarben aufgemalt an die Außenwand des ältesten Gebäudes der Universität:

La libertad, Sancho, es uno de los más preciosos dones que a los hombres dieron los cielos. Con ella no pueden igualarse los tesoros que encierra la tierra ni el mar encubre.

Mit dem Zug nach Salamanca

Heute stehen wir etwas früher auf. Unser Zug geht zwar erst um 11:14 h ab Bahnhof Chamartín, aber wir wollen noch frühstücken, die Koffer packen und ohne Eile unseren Zug erreichen. Wir ziehen unsere Koffer die Calle Postas hinunter zur Puerta del Sol, die wie immer von Menschenmassen bevölkert ist. Wir lösen die Metrotickets und steigen in die Línea Azul. Die Metro ist -zumindest die ersten paar Haltestellen- brechend voll. Man geht hier später zur Arbeit als bei uns. Wir müssen 15 Haltestellen passieren. Es wäre wohl besser gewesen, wenn wir die Cercanías genommen hätten. Diese Nahverkehrszüge fahren hier ebenfalls unterirdisch, aber auf gesonderten Gleisen. Mit nur einem Zwischenhalt hätten wir den Bahnhof Chamartín erreicht. Doch wir haben genügend Zeit eingeplant. In Chamartín angekommen fahren wir mit dem verglasten Aufzug 4 Stockwerke in der hohen Halle nach oben. Bürohochhäuser in MadridAls wir draußen sind, sehen wir die vier Bürohochhäuser. Wir gehen in die Schalterhalle zu den Fernbahnen und haben noch etwas Zeit, einen Kaffee zu trinken. Erst 10 Minuten vor Abfahrt wird angezeigt, von welchem Gleis unser Zug abfährt. Unsere reservierten Plätze sind in einer Vierergruppe von Sitzen, wo man sich gegenüber sitzt. Der Zug, der aus einer dieselgetriebenen Einheit von drei Wagen besteht, setzt sich langsam in Bewegung. Die Fahrt kommt uns vor wie ein langsames Bummeln durch die Landschaft, auch wenn der Zug manchmal bis zu 140 km/h fährt. Die komfortablen schallgedämpften Wagen lassen uns die Fahrt zu einer ruhigen und entspannenden Angelegenheit werden. Diese Landschaft ist meist karg und trocken, es sei denn dass für den Feldanbau bewässert wird. Es geht langsam ansteigend in großzügigen Kurven durch die Sierra de Guadarrama. Wir sehen viele Olivenbäume, dazwischen Felsbrocken und Trockenmauern. Manchmal sehen wir auch Störche, die sich ihre Nahrung aus einem der vielen Stauseen holen. Wir fahren am Kloster San Lorenzo de El Escorial vorbei, das wir erst gestern besucht haben. Es geht weiter durch die bergige Landschaft der Sierra de Guadarrama. Im Süden sehen wir die schneebedeckten Gipfel, die während unserer Fahrt Richtung Osten wandern. Auch im Norden sehen wir schneebedeckte Berge. Es ist das kantabrische Gebirge mit den Picos de Europa. In Ávila steigen die meisten Fahrgäste aus. Ab hier wird die Strecke eingleisig und ist auch nicht mehr elektrifiziert. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof von Ávila sehen wir links die mittelalterliche Altstadt liegen mit ihren wuchtigen, komplett erhaltenen und zinnenbewehrten Mauern. Ávila ist sicherlich auch einen Besuch wert. Aber wir können nicht alles hier anschauen. Salamanca wartet auf uns.

In Salamanca nehmen wir ein Taxi zu unserem Hotel. Das Hotel liegt in der Nähe der Plaza Mayor, des mit Abstand schönsten aller Plätze in ganz Spanien. Mal sehen, welches Zimmer wir bekommen. Wir haben Zimmer 309. Aus dem Aufzug heraus geht es mehrmals im Flur um die Ecke. Wahrscheinlich wieder mit Blick in den Hinterhof, wie in Madrid. Doch ich habe zu früh geunkt. Ich öffne den Vorhang zum Balkon und unter uns liegt die Plaza Mayor. Wir sind also nicht in der Nähe der Plaza Mayor, sondern direkt dort, mit einem wunderschönen Ausblick. Hinter den Gebäuden, die diesen Hauptplatz umrahmen, sehen wir die Türme und Kuppeln der Kathedrale. Gigantisch.

Wir essen im Abadia das Tagesmenü. Biggi macht einen Mittagschlaf im Hotel, während ich mich auf den Weg mache zum Sprachinstitut, an dem ich im Juni einen Spanischkurs belegen will. Ich werde durch alle Unterrichtsräume geführt und mit den Gepflogenheiten vertraut gemacht. Ein Kurstag besteht immer aus zwei Stunden Grammatikunterricht, zwei Stunden Konversation und falls gewünscht eine Zusatzstunde, die entweder weitere Konversation oder spanische Kultur oder spanische Literatur beinhaltet. Die Leute hier sind alle sehr freundlich. Die Klassenräume sind sauber und gepflegt.  Am liebsten würde ich gleich am Montag dort anfangen.

Ich gehe zurück zum Hotel, damit wir gemeinsam durch die Stadt bummeln können. Es hat angefangen leicht zu regnen und es beginnt, dunkel zu werden. Die Straßen sind voll von Menschen. Es ist Feierabendzeit. Wir gehen kurz in die Libreria Cervantes, stöbern in den Regalen, finden nicht was wir suchen und kaufen dann einen Reiseführer Salamanca.

DSCF0292Zum Essen gehen wir diesmal zu Don Mauro, ebenfalls an der Plaza Mayor. Sehr stilvoll eingerichtet. Hinter der Bar ist ein großes Bild aus blauen Wandfliesen, Wände, Decken und Säulen sind holzverkleidet. Wir bestellen einen Rotwein und bekommen eine Ribera del Duero, einen meiner Lieblingsweine. Die Tapas sind sehr lecker. Milhoja de solomillo de morucha mit Ziegenkäse. Das Fleisch innen noch ganz rosa bis rot, aber zart. Das Restaurant im Nebenraum soll eines der besten in der ganzen Stadt sein. Ich habe daran keinen Zweifel. Wenn die Tapas schon so lecker sind, wie mag dann erst das Essen sein. Wir genießen noch den Wein und bezahlen. Danach gehen wir nochmals über die Plaza. Ich mache ein paar Fotos von dort und danach noch eines vom Balkon aus. Wir haben heute viel gesehen und sind tief beeindruckt.DSCF0302