Archiv der Kategorie: Nicaragua und zurück

Durch das trockene Guanacaste zurück in den Regenwald

Musmanni in LiberiaNachdem uns unser Hotel kein Frühstück bieten konnte, gingen wir ins Stadtzentrum und dort ins Musmanni. Musmanni ist eine Kette von panaderías und reposterías (Bäckereien und Konditoreien). Es ist natürlich nicht das, was wir in Deutschland unter so etwas erwarten, aber hier bekommt man zumindest einen Kaffee und Gebäck. Wir gehen zurück ins Hotel, nehmen unser Gepäck auf und lassen uns mit dem Taxi zum Busterminal Pulmitan bringen. Hier fahren zu jeder vollen Stunde Busse die 235 km nach San José. Aber ausgerechnet der 9 Uhr Bus fuhr nicht dort ab, sondern vorne an der Kreuzung der Carretera 1 (Panamericana). Ich hab’s nicht gleich geblickt und so warten wir noch eine Stunde, zumindest nicht in der Sonne, sondern in der geschützten Halle. Und mit einem cafe con leche. Dann geht es auf die Carretera. Die trockene Landschaft und die verdorrten Viehweiden lassen nicht vermuten, dass sich nicht allzu weit von hier in Richtung Pazifik eine große dicht bewaldete Halbinsel (Halbinsel von Nicoya) befindet. Wir bleiben aber auf der Carretera 1 in der Trockenzone. Die Fahrt scheint ewig zu gehen. Auch hier wieder Straßenkontrollen durch die Fuerza Pública. Ein Fahrgast muss aussteigen, wahrscheinlich hatte er kein gültiges Visum im Reisepass. Das kommt hier oft vor. Viele kommen aus Nicaragua über die grüne Grenze und versuchen dann, sich in Costa Rica mit illegalen Billigjobs Raststätte an der Carretera 1 durchzuschlagen. Wir fahren weiter. Wir sehen breite betonierte Kanäle, mit denen das trockene Land bewässert wird. Es ist kaum zu glauben, dass in diesem trockenen Gebiet auf diese Weise sogar Reis angebaut wird. Wir sehen viele Reisfelder und auch eine Reismühle. Irgendwann geht die Straße dann bergauf. Wir sehen Kaffeeplantagen. Die Vegetation wird dichter. Kurz bevor wir das Hochtal erreichen, hält der Bus an einer Raststätte. Wir essen eine Kleinigkeit, Reis, Rührei, Salat, während auf der Straße die großen Sattelzüge in hoher Geschwindigkeit bergab rasen. In San José kommen wir wieder irgendwo im Barrio México an. Wir nehmen ein Taxi und lassen uns am Parque Central absetzen, wo wir Patrizia und Yader treffen. Wir haben noch etwas Zeit, um im nahegelegenen Mercado de Artesanía noch ein paar Mitbringsel zu kaufen. Der Mercado ist in einem alten renovierungsbedürftigen Gebäude aus der Jugendstilzeit untergebracht. Schade, dass hier nichts renoviert wird. San José ist nicht gerade eine schmucke Stadt und hat leider sehr wenig alte Bausubstanz.

Edificio de Correos y Telégrafos

Aber mit ein bisschen Aufwand könnte man etwas daraus machen. Dafür strahlt wenigstens das Postamt (Edificio de Correos y Telégrafos) mit frischen Farben und frischem Putz. Wir gehen mit unserem schweren Gepäck die 500 m zum Busterminal, an dem die Busse nach Sarapiquí abfahren. Ich kaufe 4 Tickets. Wir haben noch fast eine Stunde Zeit um dort in aller Ruhe zusammen etwas zu essen und uns gegenseitig zu erzählen, was jeder erlebt hat.

Im Bus sitze ich neben einer Frau, die wie sich herausstellt, von Beruf Köchin ist. So haben wir schnell ein Gesprächsthema gefunden. Sie erzählt von ihrer deutschen Freundin Margot, die so lecker kocht. Wir sprechen über die costaricanische und mexikanische Küche. Als ich erzähle, dass meine Tochter in Puerto Viejo de Sarapiquí wohnt, kann sie es kaum fassen. Irgendwann, mitten im Braulio Carrillo Naturpark, gibt es einen Stau (ich habe in meinem Beitrag „Braulio Carrillo – wir sind durch“ darüber berichtet). Noch eineinhalb Stunden sollte dieser unfreiwillige Stop dauern. Die feuchtheiße Luft im Bus ist unerträglich. Obwohl es längst dunkel ist, ist es immer noch so heiß. Zumindest ist der Aufenthalt kurzweilig. Als ich dann noch sage, dass ich nicht will, dass meine Tochter und meine Enkel zusammen mit den Kaimanen im Fluss baden, muss sie lachen. Die Kinder hier würden mit den Kaimanen spielen. Manche würden sogar auf ihnen reiten wie auf einem Pferd. Aber dabei muss sie selber lachen. So einfach lasse ich mich nicht an der Nase herumführen.

Braulio Carrillo – wir sind durch , aber wie

Die Durchfahrt durch den Braulio Carrillo Nationalpark ist jedesmal erneut ein Abenteuer. Wir sind gerade durch. Mit dem Linienbus. Und eineinhalb Stunden mitten drin im Stau gestanden. Eine Luft wie in der Sauna, trotz offener Fenster. Aber die anderen Fahrgäste fanden das alles normal. Man hat hier viel mehr Geduld als bei uns. Die Ursache des Staus? Ein Unfall mit zwei LKW. Kein Wunder. Die fahren hier wie die Schweine.

Braulio Carrillo gesperrt

Die berühmt-berüchtigte Carretera 32, die Straße durch den Braulio Carrillo Nationalpark, ist mal wieder gesperrt. Das ist nichts außergewöhnliches. Die ständigen Regenfälle machen den Boden so weich, dass es häufig zu Erdrutschen kommt. Das Beseitigen der Erdmassen dauert meist einen Tag, wobei auch nachts mit Flutlicht gearbeitet wird. In Ausnahmefällen war die Strecke auch schon mal eine Woche gesperrt. Da wir diese Strecke vor unserem Abflug noch zweimal passieren müssen, hoffen wir, dass wir unseren Flug nicht verpassen.

Mit dem Taxi zurück nach Costa Rica

Wir nehmen unser Frühstück auf der Terrasse direkt am See ein. Um 9:15 Uhr geht unser Bus. Es ist wohl ein kurzer Aufenthalt hier gewesen, vor allem, wenn man bedenkt wie kompliziert hier die An- und Abreise ist. Unser Bus ist wieder ein Hyundai Kleinbus, ähnlich wie unser gestriges Taxi. Aber diesmal fahren noch andere Fahrgäste mit. Hinter uns sitzen vier junge Leute aus Deutschland. Gegenüber von uns sitzt ein älteres kanadisches Ehepaar aus Toronto, mit denen wir uns sehr gut unterhalten. Als wir am Hafen sind, erreichen wir sogar noch eine Fähre früher als geplant. „Aprisa, aprisa“, rufen die Leute vom Schiff. Und kaum sind wir an Bord, legt die Fähre ab. Auf der anderen Seite warten wieder die Taxifahrer auf Kundschaft. Für US$ 15 will uns ein Taxifahrer bis zur Grenze bringen. Dann wären wir noch vor den Bussen dort und müssten nicht so lange auf unsere Abfertigung warten. Wir nehmen das Angebot an und werden die nächste dreiviertel Stunde von seinem pausenlosen Redeschwall gefangen. Bereits 3 km vor der Grenze stehen die LKW und warten. Sie müssen hier wohl mindesten einen ganzen Tag warten, vielleicht sogar noch länger. Wir fahren auf der Gegenspur vorbei und müssen nur ein paar Mal ausweichen. An der Grenze steigen wir aus und schleppen unser schweres Gepäck in der Mittagshitze an den schäbigen Imbissbuden vorbei. Hier stehen total verrostete Grillgestelle herum, auf denen unangenehm riechende Fleischstücke vor sich hinrauchen. An einer der Holzbuden bezahlen wir unsere US$ 2 pro Kopf Ausreisegebühr und passieren eine Tür aus Maschendraht. Es geht durch ein schmutziges Gebäude, dann müssen wir die Zollerklärung unterschreiben. Die Abfertigung in Nicaragua geht problemlos. Wir gehen weiter. Es sind noch 300 Meter staubiger Weg bis zum Abfertigungsgebäude in Costa Rica, vorbei an Grenzhäuschen, Viehgatter und der Desinfektionsanlage. Wir rennen, um nicht unnötig viel von dem Gift einzuatmen, mit dem die Fahrzeuge eingesprüht werden. Vor der Zollstation in Costa Rica stehen schon 100 Leute in der heißen Sonne Schlange. „Die 20 Minuten Schlange stehen halten wir auch noch durch“, denke ich im Stillen. Tatsächlich werden wir aber erst nach fast drei Stunden abgefertigt. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie das ist, wenn bis zu 10.000 Erntearbeiter pro Tag die Grenze passieren. Endlich haben wir unseren Stempel im Pass. Jetzt noch nach einem Bus Ausschau halten, der uns nach dem 75 km entfernten Liberia bringt. Ein Taxifahrer will uns für 20 US$ dorthin bringen. Mit uns sitzt noch eine Familie mit Kleinkind mit im Taxi, sonst hätte er die Fahrt nicht zu diesem Preis anbieten können. Dreimal werden wir auf dieser Fahrt durch Streckenposten der Fuerza Pública kontrolliert und jedes Mal müssen wir unsere Pässe zeigen. Bei Einbruch der Dämmerung erreichen wir Liberia. Wir lassen uns vor dem Hotel La Siesta absetzen. Das Hotel liegt nicht weit entfernt vom Stadtzentrum. Wir erhalten ein Zimmer im ersten Stock. Ich reklamiere, dass die Klimaanlage nicht funktioniert, was jedoch sofort behoben wird.
Nachdem es hier selbst nachts nicht abkühlt, kann man ohne Klimaanlage oder einen starken Ventilator kaum schlafen. Wir spazieren noch ins Stadtzentrum. Auf der Plaza vor der Kirche ist eine Bühne aufgebaut und es ertönt Musik. Irgendetwas soll hier noch geboten werden. Wir warten, bis eine Volkstanzgruppe erscheint. Die Männer tragen Baumwollanzüge aus ganz einfachem dünnen Stoff. Die Frauen -ebenfalls in weiß gekleidet- tragen weite Röcke. Eine Musikgruppe betritt die Bühne. Man hält eine Begrüßungsansprache. Die Tänze scheinen sehr ursprünglich zu sein. Es wird barfuß getanzt. Wir schauen uns drei Tänze an. Dann gehen wir zurück zum Hotel. Wir sind müde.

Ometepe

Wir genießen nochmals das herrliche Frühstück im Patio der Casa La Merced, um danach noch einen kleinen Stadtbummel zu machen. Wir besuchen die Casa de los Tres Mundos. Dies ist ein Kulturzentrum, gegründet von Dietmar Schönherr und Ernesto Cardenal. Hier werden Kinder kostenlos in Musik und Kunst unterrichtet. Um elf holt uns das Taxi vom Hotel ab und bringt uns zum Busbahnhof, an dem die Busse nach Rivas abfahren. Es geht wieder an der Markthalle vorbei. Obwohl heute Sonntag ist sind alle Verkaufsstände an der Straße geöffnet und es herrscht ein großes Gedränge. Der Busbahnhof ist ein schmutziger Hof, in einer nicht befestigten Nebenstraße, direkt neben einer wilden Müllkippe. Man sieht halb verfallene Wellblechhütten, vor denen ärmliche Gestalten sitzen. Die Busse, die hier herum stehen sind allesamt mindestens 20 Jahre alt. Unser Bus ist ein Canadian Blue Bird Baujahr 1986. Sämtliche Reifen sind komplett heruntergefahren. Wie sich später herausstellt funktioniert kein einziges Instrument am Armaturenbrett, nicht einmal der Tacho. Dafür hat der Bus eine riesige Hupe, die mitten auf der Motorhaube angebracht ist. Sämtliche Sitzpolster sind zerrissen, teilweise sitzen die Fahrgäste direkt auf dem Schaumgummi. Da es draußen sehr heiß ist, warten wir im Bus auf die Abfahrt. Immer wieder gehen Verkäuferinnen durch den Bus, um selbstgemachte Süßigkeiten, Popcorn und Enchiladas zu verkaufen. Dann fährt der Bus langsam zum Hoftor hinaus. „Rivas – Rivas – Rivas“, ruft der Hilfsschaffner laut und hilft noch ein paar Fahrgästen, während der Fahrt in den Bus zu steigen. Als wir auf der Carretera sind (der Carretera Panamericana, auch Interamericana genannt) gibt der Fahrer Gas.

Der ganze Bus vibriert wegen der nicht gewuchteten Reifen und laufend wird die Hupe betätigt. An einer Haltestelle klettert der Hilfsschaffner aufs Dach, nimmt ein dort transportiertes Fahrrad und reicht es dem Besitzer herab. Der Bus fährt los. Bleibt der Hilfsschaffner jetzt auf dem Dach sitzen? Bei voller Geschwindigkeit klettert er durch die offene Tür wieder herein. In Rivas, noch vor der Endstation steigen wir aus. Ein Taxi bringt uns nach San Jorge zum Hafen, an dem die Schiffe zur Insel Ometepe abfahren. Die Insel Ometepe besteht aus zwei steilen Vulkankegeln inmitten des Nicaraguasees, die über eine Landbrücke miteinander verbunden sind. Die Vulkane heißen Concepción (ca. 1600 m hoch, aktiv) und Madera (ca. 1400 m hoch, inaktiv). Die Überfahrt mit der Fähre dauert eine Stunde. Es ist sehr starker Seegang, aber das sei anscheinend normal. Auf der Insel warten bereits Taxifahrer, die gezielt auf Touristen zugehen (Einheimische können sich das kaum leisten). Wir lassen uns zu einer einstündigen Fahrt zur Playa Santo Domingo überreden, für das der Fahrer US$ 20 haben will. Die ganze Insel scheint noch um Jahrhunderte zurück zu sein. Außer Pferdekarren, die man in ganz Nicaragua noch sieht, gibt es viele Ochsengespanne. Vor den äußerst primitiven Hütten liegen oft die Schweine, meist nicht einmal angebunden. Die letzten paar Kilometer ist die Straße so schlecht, dass unser Fahrer im Schritttempo fahren muss. Der berühmte Santo Domingo Strand entpuppt sich als eine Ansammlung von drei allereinfachsten Unterkünften. Wir „logieren“ in der Finca Santa Domingo. Das laute Rauschen der Brandung erlaubt nur einen leichten Schlaf.

Granada, die alte Kolonialstadt

Nach dem Frühstück in dem herrlichen Patio unseres Hotels überlegen wir, was wir hier alles anschauen können. Einen großen Teil der Stadt haben wir ja bereits gesehen. Wir fragen an der Rezeption, was uns empfohlen wird. Es gibt ein rechts günstiges Tagespaket. Darin ist eingeschlossen eine Stadtführung durch einen Fremdenführer nur für uns, sämtliche Eintritte in Museen, Kirchen (Turmbesteigung), ein Mittagessen mit drei Gängen, eine Kutschfahrt zum Erholungszentrum, eine Bootsfahrt zu den Isletas und mit dem Taxi wieder zurück. Das Ganze kann hier so günstig angeboten werden, da es in Nicaragua kaum halbwegs normal bezahlte Arbeitsplätze gibt. Ohne die ca. 2.000.000 Nicaraguaner, die in Costa Rica arbeiten und das Geld heimschicken, könnte das Land wahrscheinlich nicht existieren. Aber für viele Nicaraguaner kann man dennoch nicht von Existenz sprechen. Wir beschließen, das Angebot anzunehmen. Um elf holt uns unser Fremdenführer Rodolfo am Hotel ab. „Soy Rolf, es el mismo nombre“, sage ich, und wir lachen. Wir erfahren viel über diese alte Stadt und ihre bewegte Geschichte. Granada wurde bereits 1524 gegründet und hat viele kriegerische Auseinandersetzung erlebt. Trotz Krieg und verheerenden Bränden gibt es heute noch Bausubstanz aus dieser Zeit, wie z.B. das Kloster San Francisco, das noch aus Lehmziegeln erbaut ist. Wir beginnen unseren Stadtrundgang an der Kirche Xalteva, am Rande des Stadtkerns. Davor ist ein kleiner Park. Früher grenzte dieser Park an ein Indiosiedlung. Davon ist heute jedoch nichts mehr zu sehen. Wir gehen weiter zur Kirche La Merced, direkt gegenüber unseres Hotels. Wir gehen die engen (40 cm breiten) Stufen zum Glockenturm hinauf. Von hier aus hat man einen einmaligen Ausblick über die ganze Stadt, sehen den nahegelegenen See, der mit seinen mehr als 8.000 km² unter den zehn größten Seen der Erde ist. Ganz in der Nähe ist der Vulkan Mombacho, der zuletzt 1570 ausgebrochen ist. Es ist angenehm hier oben. Durch den leichten Luftzug spürt man die Hitze nicht so sehr. Drunten in der Stadt laufen die Leute schon mit Schirmen herum, um sich gegen die Sonne zu schützen.Wir besichtigen einen der Märkte, die es hier in der Stadt gibt. Ich habe mich schon auf einiges hier eingestellt. Schon die Markthalle in San José kann man von der Sauberkeit her nicht mit der Markthalle in Stuttgart vergleichen, aber das hier … Die Markthalle wurde seit mindestens 100 Jahren nicht mehr renoviert. Die rohen Holztische, auf denen Fleisch, Innereien, Fisch und Geflügel (ungekühlt natürlich)  zum Verkauf angeboten werden, stammen auch noch aus dieser Zeit. Der Gestank ist kaum auszuhalten. Dennoch ist hier ein riesiges Gedränge in dem schlecht beleuchteten Gebäude. Die Verkäufer sind ständig damit beschäftigt, die Fliegen und anderes Getier zu verjagen. Wird das hier tatsächlich gegessen? Bei uns würde das Gesundheitsamt den Laden innerhalb einer Stunde dichtmachen. Draußen sind ebenfalls Verkaufsstände. Billige Klamotten, Handyladegeräte, Fernbedienungen. Alles Billigware aus China.Weiter geht es zum Rathaus, zum Platz der Unabhängigkeit, vorbei an der Kathedrale, am Bischofssitz, am Fernmeldeamt. Um ein Uhr setzt uns Rodolfo an einem spanischen Restaurant ab. Es ist wie die meisten Gebäude hier ein Atriumhaus. Unter dem schattigen Dach mit Blick auf den reich mit Bäumen bewachsene Innenhof und dem Geplätscher des Brunnens nehmen wir unser dreigängiges Mittagessen ein. Eine Stunde später ist Rodolfo wieder da. Es geht weiter zum Kloster San Francisco, das sogar noch ein paar Jahre vor der Stadtgründung hier errichtet wurde. Im Innern ist teilweise der Putz freigelegt, damit man die Konstruktion aus Lehmziegeln erkennen kann. Hinter dem Kloster befindet sich ein Museum für indigene Kultur mit Steinstatuen von Menschen, die ein Tier (ein Krokodil?) auf dem Rücken tragen.Vor dem Museum wartet unser 1 PS Taxi. Mit Hufgeklapper geht es durch die engen Straßen zum Seeufer. Wir fahren ins Touristenzentrum. Das Touristenzentrum ist in erster Linie für die Einheimischen hier. Sie kommen aus allen Teilen des Landes, um hier im See zu baden und bei den abendlichen Partys ein bisschen Spass zu haben. Alles hier ist sehr einfach gehalten. Auch liegt viel Müll herum. Aber es gibt viele Kinderspielplätze. Am Strand sind viele Chilamatebäume, die mit ihren breit ausladenden Kronen Schatten spenden. Wir fahren weiter zu den Bootsplätzen. Auch das Boot ist nur für uns exclusiv. Wir fahren durch die enge Bucht zwischen kleinen Inseln hinaus. Teilweise ist das Wasser dicht mit Seelilien bewachsen. Wir sehen Frauen, die ihre Wäsche im See waschen. Dann fahren wir dicht an kleinen Inseln vorbei, auf denen luxuriöse Häuser stehen. Also auch in solch bitterarmen Ländern wie Nicaragua gibt es eine Oberschicht. Eine der Inseln gehört einem gewissen Carlos Pellas, der große Teile der Wirtschaft Nicaraguas kontrolliert. Wir halten unter einem überhängenden Baum. Ein Affe springt sofort auf unser Boot und lässt sich mit Tomaten füttern. Nach seiner Mahlzeit schicken wir ihn wieder zurück. Wir sehen einen Baum mit hängenden Nestern. Es sind die Nester des Oropéndola (Psarocolius). Gegen fünf Uhr fahren wir zurück, nicht ohne das Denkmal des Stadtgründers, eines Francisco Hernández de Córdoba in der Abendsonne zu fotografieren.

Nicaragua

Heute geht es nach Nicaragua. Vielleicht. Denn wir haben noch keine Bustickets und haben auch noch nicht gecheckt, mit welcher Busgesellschaft wir wann und wo abfahren. Aber zuerst frühstücken wir auf der Terasse des Hotels in der Fußgängerzone, dem Boulevard. In den Nachrichten sehe ich den Río Chirripó und wie die Rettungskräfte mit dem Wildwasserschlauchboot den Fahrer eines Kiesbaggers von einer Kiesbank im Fluss retten.Wir nehmen ein Taxi zum Busterminal Transnica. Wir fahren durchs Barrio Mexico, einem „etwas unsicheren“ Stadtviertel. Viele uniformierte Polizisten tummeln sich in der Menschenmenge auf den Straßen. Wir fahren vorbei am Mercado Borbón, ebenfalls einer Markthalle wie der Mercado Central. Allerdings werden hier nur Lebensmittel verkauft. Obst, Gemüse, Geflügel, Fleisch und Fisch. Die Fahrt geht vorbei am Flughafen in Alajuela. Dann geht es weiter im zentralen Hochland. Das Klima hier ist relativ trocken, entsprechend ist auch die Vegetation. Es gibt Viehweiden. Wir sehen Rinder, Zebus, Pferde. In Cañas fahren wir an einer Stierkampfarena vorbei, der ersten die ich hier in Costa Rica sehe. Alles ist aus sehr einfachen Baumaterialen erstellt. Holz und Wellblech. Wir fahren über eine Brücke unter der die Kinder im Fluss baden. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir Peñas Blancas, die Grenzssation zu Nicaragua. Im Bus haben wir schon alle Formulare ausgefüllt, für die costaricanischen und für die nicaraguanischen Zöllner. Wir müssen den Bus verlassen und uns in der lange Schlange vor der Passkontrolle einreihen. Wir warten 40 Minuten, bis wir an der Reihe sind. Dann heißt es wieder einsteigen und der Bus fährt über die Grenze. Zuerst geht es durch die „fumigación“. Der Bus wird wie in einer Waschanlage bis zu den Scheiben hoch mit Desinfektionsmittel besprüht. An der nicaraguanischen Grenzstation müssen wir wieder aussteigen. Wieder heißt es warten. Diesmal muss auch das komplette Gepäck aus dem Bus ausgeladen werden. Als wir endlich im Bus sitzen, ist es bereits dunkel. Bei leichtem Nebel geht es durch Gassen von LKWs, die auf ihre Abfertigung warten. Als wir auf der Landstraße sind, können wir kaum noch etwas durch die Scheiben sehen. Ab und zu eine Ansammlung ärmlicher Hütten, vor denen eine Glühbirne ein spärliches Licht verbreitet. Nicaragua ist ein sehr armes Land. Laut Statistik leben 80% der Bevölkerung unterhalb des Existenzminimums. Jeder Dritte ist unterernährt. Wir fahren weiter durch die Dunkelheit. In Granada steigen wir aus. Mit uns steigt ein Paar aus, die ebenfalls eine Bleibe suchen. Wir suchen ein Taxi. Ein einziger Kleinwagen wartet an der Bushaltestelle auf Fahrgäste. Wir zwängen uns zu viert hinein und lassen uns zum Hotel Casa La Merced bringen. Die Casa La Merced liegt direkt gegenüber der gleichnamigen Kirche. Es ist ein altes Kolonialhaus mit Atrium, geschmackvoll und luxuriös eingerichtet. Wir haben keine Hotelreservierung. Es gibt aber noch freie Zimmer. Wir haben Glück. Die Hotels hier scheinen nicht stark ausgelastet zu sein, denn die Besitzerin gibt uns noch einen Rabatt.