Ometepe

Wir genießen nochmals das herrliche Frühstück im Patio der Casa La Merced, um danach noch einen kleinen Stadtbummel zu machen. Wir besuchen die Casa de los Tres Mundos. Dies ist ein Kulturzentrum, gegründet von Dietmar Schönherr und Ernesto Cardenal. Hier werden Kinder kostenlos in Musik und Kunst unterrichtet. Um elf holt uns das Taxi vom Hotel ab und bringt uns zum Busbahnhof, an dem die Busse nach Rivas abfahren. Es geht wieder an der Markthalle vorbei. Obwohl heute Sonntag ist sind alle Verkaufsstände an der Straße geöffnet und es herrscht ein großes Gedränge. Der Busbahnhof ist ein schmutziger Hof, in einer nicht befestigten Nebenstraße, direkt neben einer wilden Müllkippe. Man sieht halb verfallene Wellblechhütten, vor denen ärmliche Gestalten sitzen. Die Busse, die hier herum stehen sind allesamt mindestens 20 Jahre alt. Unser Bus ist ein Canadian Blue Bird Baujahr 1986. Sämtliche Reifen sind komplett heruntergefahren. Wie sich später herausstellt funktioniert kein einziges Instrument am Armaturenbrett, nicht einmal der Tacho. Dafür hat der Bus eine riesige Hupe, die mitten auf der Motorhaube angebracht ist. Sämtliche Sitzpolster sind zerrissen, teilweise sitzen die Fahrgäste direkt auf dem Schaumgummi. Da es draußen sehr heiß ist, warten wir im Bus auf die Abfahrt. Immer wieder gehen Verkäuferinnen durch den Bus, um selbstgemachte Süßigkeiten, Popcorn und Enchiladas zu verkaufen. Dann fährt der Bus langsam zum Hoftor hinaus. „Rivas – Rivas – Rivas“, ruft der Hilfsschaffner laut und hilft noch ein paar Fahrgästen, während der Fahrt in den Bus zu steigen. Als wir auf der Carretera sind (der Carretera Panamericana, auch Interamericana genannt) gibt der Fahrer Gas.

Der ganze Bus vibriert wegen der nicht gewuchteten Reifen und laufend wird die Hupe betätigt. An einer Haltestelle klettert der Hilfsschaffner aufs Dach, nimmt ein dort transportiertes Fahrrad und reicht es dem Besitzer herab. Der Bus fährt los. Bleibt der Hilfsschaffner jetzt auf dem Dach sitzen? Bei voller Geschwindigkeit klettert er durch die offene Tür wieder herein. In Rivas, noch vor der Endstation steigen wir aus. Ein Taxi bringt uns nach San Jorge zum Hafen, an dem die Schiffe zur Insel Ometepe abfahren. Die Insel Ometepe besteht aus zwei steilen Vulkankegeln inmitten des Nicaraguasees, die über eine Landbrücke miteinander verbunden sind. Die Vulkane heißen Concepción (ca. 1600 m hoch, aktiv) und Madera (ca. 1400 m hoch, inaktiv). Die Überfahrt mit der Fähre dauert eine Stunde. Es ist sehr starker Seegang, aber das sei anscheinend normal. Auf der Insel warten bereits Taxifahrer, die gezielt auf Touristen zugehen (Einheimische können sich das kaum leisten). Wir lassen uns zu einer einstündigen Fahrt zur Playa Santo Domingo überreden, für das der Fahrer US$ 20 haben will. Die ganze Insel scheint noch um Jahrhunderte zurück zu sein. Außer Pferdekarren, die man in ganz Nicaragua noch sieht, gibt es viele Ochsengespanne. Vor den äußerst primitiven Hütten liegen oft die Schweine, meist nicht einmal angebunden. Die letzten paar Kilometer ist die Straße so schlecht, dass unser Fahrer im Schritttempo fahren muss. Der berühmte Santo Domingo Strand entpuppt sich als eine Ansammlung von drei allereinfachsten Unterkünften. Wir „logieren“ in der Finca Santa Domingo. Das laute Rauschen der Brandung erlaubt nur einen leichten Schlaf.

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