Die Trauung

Jetzt ist es gleich sechs. Schnell noch meinen Fotoapparat aufs Stativ geschraubt und in die Kapelle gestellt, wo schon einige Gäste Platz genommen haben. Edgarto aus Honduras wird für mich Teile der Trauung filmen. Patti hat ihr Brautkleid angezogen. Yader darf sie erst in der Kirche sehen. Ich höre eine Violine ein paar Takte spielen. Schön, das wird eine feierliche Trauung. Nein, ich solle noch ein bisschen warten, bis alle Gäste in der Kapelle sind. Gottseidank hat es aufgehört zu regnen, das erste Mal, seit wir aus San José heraus sind. Ich warte mit Patti in einem Seitenweg, bis ich das Zeichen bekomme. Alle warten, und ich führe Patti am Arm in die Kapelle. Alle Gäste schauen auf uns. Die Geige spielt den Hochzeitsmarsch, begleitet von einer Gitarre. Dazu hört man das Gezirpe der Grillen, das zunehmend lauter wird. Ich führe Patti an den Altar und gebe ihre Hand an Yader. Es ist ein feierlicher Augenblick. Pastor Justo begrüßt die Gäste. Es werden viele Lieder gesungen, Dankeslieder, ein Halleluja, und alle singen mit. Die Lieder hier sind viel fröhlicher als bei uns. Dann bekommt das Brautpaar eine Kerze, und Pastor Justo versucht sie anzuzünden. Aber hier im Regenwald ist so etwas schwierig. Die Hölzer sind nass und gehen gleich wieder aus.  Justo wird ein bisschen nervös, doch Gerti, die Violinistin nimmt die Sache in die Hand. Als endlich die Kerze brennt, lachen alle und klatschen Beifall. Das waren die ersten Schwierigkeiten, die das Brautpaar schon bestanden hat!

 

Der Pastor segnet das Brautpaar und erklärt sie zu Mann und Frau. Dann geben sich Yader und Patrizia einen Kuss und nehmen sich in den Arm. Alle stehen auf und klatschen. Das Brautpaar setzt sich. Die Angehörigen und die Trauzeugen stellen sich hinter das Brautpaar und legen ihre Hände auf deren Schulter. Wir erhalten einen Text, den wir ablesen. Wir lesen das Friedensgebet des Heiligen Franz von Assisi. „Herr, mache unsere Kinder zu einem Werkzeug Deines Friedens.“ Dann folgt das Abendmahl. Der Pastor bricht das Brot. Dazu wird im Wechselgesang gesungen.Es folgen weitere Lieder.  Der Pastor bricht für Yader und Patti je ein kleines Stückchen Brot ab, taucht es in den Wein und gibt es ihnen. Dann gehen die Trauzeugen vor den Altar und übernehmen diese Aufgabe. Sie halten Brot und Wein und jeder bricht ein Stückchen vom Brot, taucht es in den Wein und geht an seinen Platz. „Friede sei mit Dir“, sagt der Pastor. Jeder nimmt seinen Nachbarn in den Arm und sagt „Friede sei mit Dir“. Nur seinen Nachbarn? Alle stehen auf, laufen durch die Kapelle, nehmen einander in den Arm und sagen: „Friede sei mit Dir“. Man schaut, dass man wirklich niemanden vergessen hat. Jetzt sind die Hochzeitsgäste an der Reihe etwas zu sagen. Brenda, eine der Trauzeugen, spricht viele Glückwünsche aus. Ich kann nicht alles genau verstehen, aber sie spricht voller Freude. Ich sage, dass wir dieses wunderschöne Fest an diesem herrlichen Ort feiern können, dass wir sehr zufrieden und auch stolz sind, dass Patrizia und Yader dabei sind, eine Familie zu gründen, richte Grüße aus Deutschland aus, von meinem Bruder und seiner Familie und von meinen Eltern, die leider nicht mitkommen konnten. Die Trauung ist aus. Alle stehen auf. Man stellt sich gegenseitig vor und unterhält sich. Draußen hat es wieder angefangen zu regnen. Es werden große Schirme verteilt und wir gehen zum Speisesaal, in dem dann weitergefeiert wird.

Ein Gedanke zu „Die Trauung

Schreibe einen Kommentar