Im stillen Tal von Frigiliana

Wir frühstücken im Hotel. Es herrscht Hochbetrieb. An beiden Kaffeeautomaten muss man anstehen. Das Personal ist sehr fleißig und kommt dennoch kaum nach, alles wieder aufzufüllen, was gerade ausgegangen ist. Wir fahren wieder zurück zum Flughafen, um dort unseren Mietwagen zu übernehmen. Nicht an jedem der 10 Schalter ist viel los. Nur bei Europcar und bei Avis ist eine Schlange von ca. 30 Kunden. Am letzten Schalter -Goldcar- stehen über 100 Leute an. Wo haben wir gebucht? Ein Blick auf den Voucher – natürlich bei Goldcar. Nach weit über einer Stunde Wartezeit haben wir Vertrag und Autoschlüssel.

Wir fahren die N340 in Richtung Almería. Die Straße ist sehr gut ausgebaut, stellenweise sogar 6-spurig. Ab und zu kommt ein Tunnel. Wir bekommen so langsam einen Eindruck von dieser Küstenlandschaft: sehr gebirgig, die Vegetation sehr trocken. Wir sehen neue, offensichtlich leerstehende Wohnanlagen – eine Folge der geplatzten Immobilienblase. Sobald ein Ort in der Nähe ist, sieht man die großen Supermärkte direkt an der Autobahn. Wer will hier wohl Urlaub machen? Aber von der großen Ferienzentren sind wir noch weit weg.

Das ändert sich, als wir an der Anschlussstelle Nerja-Frigiliana die Autobahn verlassen. Nerja ist total überlaufen. Wir quälen uns mit dem Auto durch die engen Straßen auf der Suche nach einem Parkplatz. Überall sieht man Touristen, auf den Straßen, in den Cafés, und alle Parkplätze an der Straße sind belegt. Wir fahren wieder zurück zum Ortseingang und steuern den großen Parkplatz an. Aber eigentlich haben wir Hunger und wollen etwas essen. Dort drüben ist das Restaurant El Puente, das uns schon bei der Herfahrt aufgefallen ist – und einen eigenen Gästeparkplatz hat. Wir fahren also wieder über die alte, mit Straßenlaternen aus dem 19. Jahrhundert verzierte Brücke über den Río Seco, der seinem Namen alle Ehre macht und kehren ein. Wir essen Omelette und frischen Salat.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zu unserem Hotel Los Caracoles. Die Straße führt in die Berge. Anfangs noch mit wenig Kurven, aber bereits ansteigend, wird die Straße immer kurviger. Die Landschaft erinnert uns an die Kanaren – La Palma oder Teneriffa: schneeweiße Häuser an steilen Bergrücken, erreichbar über schmale und kurvenreiche Straßen, dazwischen Hänge mit Olivenbäumen. Am Straßenrand blüht gelb der Ginster und über die weißen Gartenmauern, die die Ferienhäuser der Begüterten umgeben, hängen karminrot blühend die Äste und Zweige von Bougainvilla.

Am Kreisverkehr vor dem Städtchen Frigiliana fahre ich auf Anweisung von Biggi in den Ort hinein. Frigiliana hat noch den Grundriss und das Flair aus maurischer Zeit, wenn auch die Häuser zwischenzeitlich erneuert wurden. Wir kommen wieder auf die Durchgangsstraße in Richtung Torrox. Wieder wird die Straße steiler. Nach ca. 5 km hört die Asphaltierung auf. Nach einem weiteren Kilometer erreichen wir die Abzweigung zur Hotelanlage. Die steile Auffahrt verlangt mir einiges ab. Ersten Gang einlegen, ordentlich Gas geben und auf keinen Fall mehr auskuppeln.

Los Caracoles ist eine Hotelanlage mit außergewöhnlicher Architektur. Es gibt Bungalows, die an Iglus erinnern, mit runden Fenstern und kuppelförmiger Gestalt. Auch das Hauptgebäude, in dem die Rezeption und das Restaurant untergebracht sind, ist in diesem Stil gebaut. Ich inspiziere das Bücherregal und finde kaum Unterhaltungsliteratur (außer natürlich die Abenteuer des Capitán Alatriste, die dürfen nicht fehlen) sondern zu meinem Erstaunen überwiegend Weltliteratur, selbst Thomas Mann und Hermann Hesse sind dort in spanischsprachiger Ausgabe zu finden.

CIMG2546Unser Appartment ist ein Reihenappartment mit einem Sitzplatz, von dem sich aus das Tal überblicken lässt. Aber wir gehen hinauf zur großen Sitzterrasse vor dem Restaurant. Der Ausblick von hier ist gigantisch. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales hängt das schneeweiße Städtchen Frigiliana am Berghang. Ansonsten sieht man viele vereinzelte Häuser, erreichbar über schmale Straßen. Die Olivenplantagen sehen von der Ferne aus wie grüne Grasbüschel auf einem vertrockneten Rasen. Im Hintergrund tronen die Gipfel der bis zu 2000 m hohen Sierra Almijara mit ihren steilen und zerfurchten Abhängen. Rechts im Dunst kann man die Küste erahnen. Es ist absolut mucksmäuschenstill. Es ist Samstagnachmittag, die Leute halten ihre Mittagsruhe. Kein Mensch geht hier um diese Zeit auf die Straße. Das hier ist die perfekte Ruhe. Wenn man nicht irgendein Insekt surren hören würde, könnte man meinen, man hätte sein Gehör verloren. Es ist Entspannung pur. Hier ist der Ort für den perfekten Erholungsurlaub.

 

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