Vorbereitungen für den großen Tag

Es ist der zweite Tag im Regenwald und der Tag vor dem großen Fest. Als ich morgens aufwache (meine innere Uhr geht immer noch nach deutscher Zeit), fängt es wieder an zu regnen. Heute nacht war für ein paar Stunden Ruhe mit Regengeprassel, aber jetzt geht es wieder los. Unsere Lodge besteht aus Cabañas, die in einem fast geschlossenen Kreis um eine Grünfläche herum gruppiert sind. Die Lodge wirbt um Gäste, die sich für Vogelbeobachtung interessieren. Deshalb ist in der Mitte der Grünfläche ein Fütterungsplatz für Vögel errichtet. Die Besitzer legen dort jeden Tag frisches Obst aus, und die unterschiedlichsten meist bunten Vögel holen sich ihren Anteil. Wir frühstücken unter einem großen Dach in der Nähe der Rezeption. Es gibt einen Riesenteller mit frischem Obst, Kaffee (leider nicht so aromatisch wie in San José) und das obligatorische Gallo Pinto. Viel Zeit haben wir nicht, denn um neun wollen wir wieder bei Yader und Patrizia sein. Durch den Wald vor zur Straße, Richtung Sarapiquí am (überfluteten) Fußballplatz rechts abbiegen, die nächste wieder links, ein Häuschen der Anonymen Alkoholiker, die katholische Kirche, die Schule, die mit ihren hellgrünen Baracken und ihren hohen Maschendrahtzäunen -Entschuldigung- ein bisschen an Guantánamo erinnert und das nächste Haus ist schon das Pfarrhaus. Wir sitzen alle am Küchentisch und besprechen, wie es weitergeht. Da wir kein Gepäck mehr im Auto haben, können wir alle fünf mitfahren. Es regnet immer noch. Es ist unglaublich. Dabei ist jetzt eigentlich Trockenzeit. Aber hier in Sarapiquí gibt es nie Trockenzeit. Während sich in San José die Leute jeden Tag über Sonne und 30° freuen können, schwimmen hier die Häuser fast davon. Außerhalb der Stadt haben wir sogar Häuser auf Stelzen gesehen. Man ist eigentlich immer nass. Vom Auto ins Lokal die paar Meter reichen manchmal, um nass zu werden und nasse Füße gehören hier zum Alltag. Viele tragen deshalb Flipflops.  Kalt ist es nie, die 30° gibt es auch hier, es sind aber nasse 30°. Wir fahren also wieder die Landstraße vor bis zur Carretera 32, biegen aber jetzt ab in Richtung Limón. Wieder viel Verkehr. Wir passieren den Río Corinto, den Río Costa Rica, den Río Blanco, das Flüsschen Río Danta. Schließlich geht es über eine große Brücke, die das breite Flussbett des Río Toro Amarillo überspannt. Irgendwann geht es links ab nach Guápiles. Guápiles ist ebenfalls ein Zentrum hier in der Gegend, hat aber leider nicht den Flair von Sarapiquí. In der ganzen Stadt sieht man vor lauter Reklametafeln und Transparenten die Ladengeschäfte nicht mehr. Zwei zweispurige Einbahnstraßen zerteilen die Stadt und erschweren es uns, den Konditor zu finden, bei dem wir die Hochzeitstorte bestellen wollen. Endlich, nachdem wir uns erkundigt haben, finden wir die Bäckerei. Die Verkäuferinnen rufen den Konditor. Er kommt mit einem Katalog und einem Block Papier, auf dem er aufzeichnet, wie man die einzelnen Etagen der Torte zusammensetzt. Die drei Teile werden einzeln gefertigt. Danach wird mit umgedrehten Sektgläsern das Ganze aufgebaut. Welche Creme kommt noch hinein, damit das Ganze nicht zu trocken wird? Dulce de leche (gezuckerte und karamelisierte Kondensmilch), Erdbeer-, Pfirsich und Birnencreme oder Crème Chantilly. Wir entscheiden uns für Crème Chantilly, vereinbaren 15 Uhr als Abholtermin und setzen uns noch für eine Erfrischung. Wir trinken Kaffee, refresco natural, essen Ananaskuchen (genauer: Ananasvulkan), Schneckennudeln (leider nicht so lecker wie von Oma Waiblingen). Jetzt müssen wir noch in den Blumenladen. Wieder diese Sucherei durchs Verkehrsgewühl. Wir parken im Halteverbot, gehen in den Laden und lassen uns verschiedene Blumen zeigen. Patti ist total unentschlossen. Wir müssen alle mithelfen, damit wir eine Entscheidung finden. Wieviele Tische müssen geschmückt werden? Und ein Brautstrauß muss auch noch bestellt werden. Wir vereinbaren, die Blumen am nächsten Tag um zehn abzuholen. Wir lassen die Gestecke nicht anfertigen, sondern bestellen 8 Kunststoffschalen und 2 Quader Steckschaum. Im selben Laden ist noch ein Friseur. Also auch dies gleich regeln. Patti braucht noch für morgen eine Hochzeitsfrisur. Nachdem wir im Katalog eine Frisur gefunden haben, machen wir für 15 Uhr einen Termin aus. Jetzt aber noch zum Centro Manú. Das Centro Manú liegt außerhalb der Stadt, auf der anderen Seite der Carretera 32. Auch hier müssen wir wieder suchen. Die erste Abfahrt ist wohl falsch. Wir landen vor dem Gerichtsgebäude. Yader ruft kurz im Centro an. Eine Abfahrt weiter müssen wir raus. Es geht in die Pampa, dennoch gibt es einige Häuser rechts und links der Straße. Wer hier wohl wohnt, frage ich mich. Allerdings hängt an einigen Häusern ein Schild „Se vende“: zu verkaufen. Die Straße wird immer schlechter. Wieder sind wir froh, einen Allradgeländewagen zu haben. Endlich das Centro Manú. Wirklich sehr schön angelegt. Es wurde kaum gerodet, nur für die Wege und die Häuschen. Wir parken vor dem „Speisesaal“. Der Verwalter kommt und begrüßt uns. Yader stellt uns vor. Wir gehen zum Versammlungsraum, in dem morgen die Trauung stattfinden wird. Es ist ein Dach auf Stelzen. Aber eine einzige Wand gibt es doch und diese ist wunderschön bemalt. Jetzt schauen wir uns noch den Speisesaal an. Wie wollen wir die Tische stellen? Wir entscheiden uns für eine U-Form. Und dann der Ablauf: 18 Uhr Trauung, 18:40 Uhr das „brindis“, d.h. Anstoßen auf das Brautpaar, Ansprachen (kurze!), Glückwünsche. Danach das Essen. Wir schauen uns noch etwas die Anlage an, den Swimming Pool (ein aufgestautes Bächlein), Basketballplatz, Tischtennis. Dann geht’s zurück Richtung Sarapiquí. An dem Soda neben der Tankstelle Río Blanco essen wir noch eine Kleinigkeit. Aber es ist laut. Die LKWs müssen hier einen Gang zurückschalten. Wir sehen Sattelzüge voller Ananas, Bananen und lebenden Zeburindern. Als wir dann näher an Sarapiquí sind, wird der Regen wieder stärker. Sarapiquí scheint wirklich das Regenzentrum des Regenwaldes zu sein. Nach der Brücke über den Hochwasser führenden Sarapiquí, der die Farbe von cafe con leche hat (Yader meint: como chocolate), ist es nicht mehr weit. Bevor wir in den Supermarkt gehen, um die alkoholfreien Getränke für morgen zu kaufen, ruft Yader seine Schwester Ana Cristhian auf dem Handy an. Sie ist mit dem Bus von San José aus auf dem Weg hierher, zusammen mit Töchterchen Ashley und ihrer Mutter Doña Elba und sie werden in Kürze hier ankommen. Also Feli und Patti im Haus absetzen und zur Bushaltestelle am Fußballplatz, wo der Bus gerade angekommen ist. Dass nach solch einem chaotischen Tag dieser Abholtermin so geklappt hat, grenzt an ein Wunder.

Schreibe einen Kommentar