Der Regenwald

Heute morgen heißt es auschecken. Ich geh schnell noch in den Supermarkt an der Bushaltestelle wo die Busse nach San Pedro und San Diego abfahren, gerade zwei Blocks weiter am Nationalmuseum vorbei. Wir haben bis jetzt nur fünf Flaschen Rotwein. Also kaufe ich noch drei weitere Flaschen, damit am Samstag auch wirklich jeder ein kleines Gläschen voll zum Anstoßen auf das Brautpaar bekommt. Dann kommt Don Rafael, der Mitarbeiter der Mietwagenfirma und bringt uns den Allradgeländewagen. Wir laden die Koffer ein. Aber wir können es drehen und wenden wie wir wollen, es passt nicht alles hinein oder es müssen welche mit dem Bus nach Sarapiquí fahren. Yader und Feli werden den Bus nehmen, während ich mit Biggi und Patti im Auto mitnehme. Wir können nur rechts abbiegen und ich sehe keine andere Möglichkeit, als bis zum großen Kreisverkehr an der Fuente de la Hispanidad zu fahren und von dort wieder zurück ins Zentrum. Mit Pattis Hilfe schaffe ich es, aus dem dichtesten Verkehrsgewühl auf die richtige Ausfallstraße zu kommen. Irgendwann sind wir dann genau richtig auf der Carretera 32, die direkt durch den Braulio Carrillo Nationalpark führt. Wir bezahlen die 250 Colones und fahren bei Regen, Nebel und schlechter Sicht durch einen dichten Wald. Die Strecke ist sehr stark befahren, vor allem durch LKWs, da dies die wichtigste Verbindung zur Karibik und zum Hafen von Limón ist. Wir fahren ziemlich lange hinter einem Sattelzug her, der stellenweise nur 20 km/h fahren kann, da die Strecke so stark abfällt. Es geht schließlich vom zentralen Hochtal in die Ebene Richtung Karibik. Fast immer ist Überholverbot. Irgendwann löst sich ein Scheibenwischer und ich muss aussteigen und das Teil wieder befestigen. Nach 10 Minuten fällt der Scheibenwischer wieder vom Wischarm. Ich muss nochmals hinaus in den Regen, aber ich bin eh schon nass. Diesmal klemme ich ein Stück Tempotaschentuch dazwischen. Das hielt dann auch. Aber haben wir die Abzweigung verpasst? Wir fahren schon eine Stunde und müssten eigentlich schon längst Richtung Sarapiquí abgebogen haben. Wir sind schon aus dem Nationalpark heraus. Es kommen Rasthäuser und Reparaturwerkstätten. Auch eine Tankstelle. Richtig, jetzt wird die Abzweigung nach Sarapiquí angezeigt. Wir sehen Bananen- und Ananasplantagen. Uns kommen viele Bananen-LKW entgegen. An den Bushaltestellen an der Straße stehen Leute mit Regenschirm. Es regnet ununterbrochen. Wir wollen eine kurze Pause einlegen. Beim nächsten Soda fahren wir raus. Ich trinke einen Kaffee und ein refresco natural aus Tamarindenfrüchten. Biggi und Patti teilen sich eine Portion Reis, Bohnen und Rührei. Wir fahren weiter durch Wald, Plantagen und Lichtungen, auf denen Vieh weidet. Es sind Zebus, eine aus Indien stammende Rinderrasse, die das Klima hier gut verträgt. Dann kommen wir nach Puerto Viejos de Sarapiquí. Der Infrastruktur nach muss es ein etwas größerer Ort sein. Es gibt mehrere Supermärkte, Läden, Ärzte, eine Feuerwehrstation. Patti dirigiert mich zum Pfarrhaus. Im Vergleich mit anderen Häusern hier bin ich doch angenehm überrascht. Hier also soll mein Enkelkind aufwachsen. Patti schließt das Eisengitter auf, das hier fast jedes Haus vor unliebsamem Besuch schützen soll. Unter einem Wellblechdach sind Tische und Bänke aufgestellt. Hier hat auch ein Auto Platz. Dann gibt es noch ein kleines Gärtchen vor dem Haus. In der Mitte ein Mandelbaum, rechts eine Bananenstaude. Nochmals ein Eisengitter aufschließen und wir sind im Haus. Rechts eine Schlafcouch, links die Küche mit Esstisch. Eine neue schwarze Kommode mit Spiegel ist ein Hochzeitsgeschenk von Johannes, einem der beiden Freiwilligen aus Deutschland, die zur Zeit hier wohnen. Wir räumen Pattis und Felis Gepäck aus dem Auto und putzen in der Küche. Feli und Yader sind noch nicht da. Patti ruft kurz an und erfährt, dass sie noch im Bus auf dem Weg hierher sind.

[youtube rtr3eE9suAI&amp Tropenregen]

Als sie da sind besprechen wir wie es weitergeht. Wir müssen noch ins Centro Manú und ein paar Dinge für Samstag regeln. Aber bis dorthin zu kommen benötigen wir mindestens eine Stunde und um sechs Uhr wird es schlagartig dunkel. Wir könnten es zwar schaffen, aber es wäre knapp. Und so ruft Yader dort an und vereinbart, dass wir am nächsten Morgen gegen 10 Uhr da sind. Wir vereinbaren noch, dass wir gegen 7 Essen gehen, obwohl Patti viel lieber für alle etwas gekocht hätte. Biggi und ich fahren los, um unser neues Hotel zu suchen. Es ist eine Regenwald-Lodge direkt am Fluss Sarapiquí gelegen. Die letzten hundert Meter geht’s durch die grüne Hölle. Ein Allrad ist hier wirklich praktisch. Die Leute hier sind sehr freundlich. Wir bekommen das Bungalow ganz am Ende der Reihe. Das Drahtlosnetz von der Rezeption reicht gerade noch bis hierher, sonst hätte ich diesen Bericht nicht schreiben können.

Ein Gedanke zu „Der Regenwald

Schreibe einen Kommentar